Künstler mit revolutionärer Seele
Heinrich Vogeler wurde am 12.12.1872 in Bremen geboren. Sein Vater war Eisenwarengroßhändler und Heinrich Vogeler wuchs als zweites von sieben Kindern auf.
Seine künstlerischen Vorlieben brachten ihn an die Kunstakademie in Düsseldorf, wo er von 1890 bis 1895 studierte. Seine Ausbildungsschwerpunkte waren Figurenmalerei, Ornamentik und Dekoration. Seine Studienzeit war nicht ganz sorgenfrei. Er lehnte die Lernmethoden ab und geriet häufig in Konflikt mit seinem Lehrer weshalb er sein Studium unterbrach. Er trat damals in eine studentischen Künstlerverbindung namens „Tartarus“ ein. Dort erhielt er seinen Spitznamen, der ihn lebenslang begleitete: „Mining“.
Sein Vater starb unerwartet. Das Erbe ermöglichte Heinrich Vogeler ein unbekümmertes Künstlerleben. Er unternahm zahlreiche Reisen: nach Brügge, Paris, Dresden, Florenz, Ceylon. Vogeler erbte auch ein reetgedecktes Rauchhaus mit Flett in Worpswede-Ostendorf. 1894 besuchte er seine Künstlerkollegen in Worpswede (Gemeinde im Landkreis Osterholz in Niedersachsen). Zusammen mit den Malern Fritz Mackensen, Hans am Ende, Otto Modersohn, Fritz Overbeck und Carl Vinnen gründete er im Jahr 1895 „Künstler-Verein Worpswede“. Deren Werke wurden bei der Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Münchener Glaspalast ausgestellt, wo sie für Furore sorgten. In diesen Jahren arbeitete er im präraffaelitischen Jugendstil. Vogeler bevorzugte düstere Farben und Bibelmotive. In dieser Zeit entstand auch sein bekanntestes Gemälde „Sommerabend“.
Sein Haus in Worpswede wurde zum Treffpunkt für die linken Intellektuellen. Noch vor dem ersten Weltkrieg genoss er das sozialreformerische Engagement und setzte sich für die Interesse der Arbeiterklasse ein.
Vogeler wurde auch durch seine romantischen kunstgewerblichen Zeichnungen und Buchillustrationen bekannt: „Granatapfelhaus“ von Oskar Wilde und Märchen der Brüder Grimm. Ab 1899 entwarf Vogeler Illustrationen für die Zeitung „Die Insel“ in München.
1908 gründete Vogeler zusammen mit seinem Bruder Franz die "Worpsweder Werkstätte" für Möbelbau. In dieser Zeit erlebte Vogeler eine künstlerische Krise. Seine Werke wurden nicht mehr so sehr von dem Publikum aufgenommen. Er wollte sogar auswandern, aber der Kriegsausbruch in 1914 durchkreuzte seine Pläne und er bewarb sich als Kriegsfreiwilliger. 1915-1917 wurde er in Südost- und Osteuropa eingesetzt, wo er als Militärmaler arbeitete. Im Laufe seines Dienstes wurde er kritischer und gleichwohl kritischer betrachtet. Nach der Veröffentlichung eines Postbriefs und des Friedenappels „Märchen vom lieben Gott“ am 23. Januar 1918 an den deutschen Kaiser wurde er aus dem Militärdienst entlassen.
1920 reiste Vogeler mehrmals in die Sowjetunion, lernte die Lebensweise sowie die kommunistische und sozialistische Philosophie des idyllischen Zusammenlebens kennen. Auch seine zweite Frau Sonja Marchlewska trug dazu bei, dass er 1931 die Entscheidung traf, dorthin zu emigrieren. Vogeler arbeitete als reisender Maler im Auftrag staatlicher sowjetischer Stellen. Er unterstützte den Aufbau eines wahren Sozialismus, engagierte sich in antifaschistischen Projekten.
Sein Malstil entwickelte sich sein Leben lang unter den unterschiedlichen Einflüssen: vom Jugendstil über den Expressionismus bis zu den politisch, realistischen Motiven in seinen späten Lebensjahren.
Mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion folgte für viele deutsche Emigranten, die Deportation. 1941 wurde er nach Karaganda (Kasachstan) zwangsevakuiert. Im Exil litt der Künstler an schweren gesundheitlichen Problemen und extremer Notlage. Am 14. Juni 1941 starb er erschöpft und leidvoll im Krankenhaus.