Der Meister der Holzschnitte
Félix Edouard Vallotton wurde am 28. Dezember 1865 in Lausanne in einer konservativen bürgerlichen Familie geboren. Er war ein schweizerisch-französischer Maler und Grafiker. Bekannt wurde er durch seine Holzschnitte mit harten Schwarz-Weiß-Kontrasten.
Vallotton absolvierte ein klassisches Studium. Schon mit 17 Jahre wollte er Kunstwissenschaften studieren, wofür er nach Paris zog. Er wurde Schüler an der Académie bei Jules Joseph Lefebvre und Gustave Boulanger. Vallotton erlernte auch Lithografie, Grafik und andere Druckverfahren. An der Académie lernte er Grafiker Charles Maurin kennen, der ihn in die Kunst des Holzschnittes einführte.
1885 nahm er an einer Ausstellung im Salon der "Societe des Artistes Français" teil, wo er seine erste Anerkennung mit dem Ölgemälde „Porträt von Monsieur Ursenbach“ fand. Zu dieser Zeit war er von dem akademischen Stil inspiriert und malte hauptsächlich Porträts.
1891 fertigte er seinen ersten Holzschnitt an. Diese innovativen Drucke wurden sehr gut angenommen. Noch bis heute gilt Felix Vallotton als eine der wichtigsten Künstler bei der Entwicklung und Wiederbelebung des echten Holzschnitts. Er brachte eine neue Sicht und moderne Vorgehensweise in diesen Stil. Beeinflusst war der Künstler von Ukiyo-e-Prints (japanischer Holzschnitt). Er betonte Umrisse, starke Linien und flache Muster. Seine Gestalten waren plastisch und illustrativ. Er stellte Straßen und häusliche Szenen, Demonstrationen und badende Frauen dar. Die Merkmale, die seine Holzschnittobjekte so markant machten, waren humorvolle und nicht sehr emotionelle Szenen, häufig auch mit sozialkritischen Motiven oder privaten Momenten. Eine sehr bekannte Reihe seiner Holzschnitten „Intimités“ zeigt Innenräume und Spannungen zwischen Männern und Frauen. Diese Serie wurde in „La Revue Blanche“ (literalisch-künstlerische Zeitschrift in Paris) in 1898 veröffentlicht und hatte bedeutenden Einfluss auf die grafische Kunst. Sein Ruf verbreitete sich europaweit, erreichte sogar die USA.
1892 wurde er Mitglied von „Les Nabis“, einer jungen und rebellischen Künstlergruppe. Unter den Mitgliedern waren Mogens Ballin, Pierre Bonnard, Ker-Xavier Roussel, Maurice Denis und Édouard Vuillard. Vallotton fand auch hier Freunde fürs Leben. Er stellte in diesem Jahr außerdem zum ersten Mal in Saint-Germain-en-Laye aus.
Mit 30 Jahre heiratete Felix Vallotton Gabrielle Bernheim, geschiedene Rodrigues-Henriques und ein Jahr später erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Er gehörte jetzt zur Pariser Bourgeoisie und widmete sich vollkommen der Malerei. Er malte mit Vorliebe Landschaften und das Meer der Normandie. Sein Lieblingsthema waren Sonnenuntergänge. Eines seiner bekannteste Werke zu diesem Thema ist „Blick auf Trouville“. Er brachte Form und Farbe in Einklang, vereinfachte Details geschickt, arbeitete abstrakt und couragiert. Vallotton fand die Quelle seiner Inspiration in der Avantgarde. So erschienen zahlreiche Stillleben, Porträts und Akte: „Das Bad“, „Sommerabend“, „Moonlight“.
Vallottons Werk umfasst viele Holzschnitte, Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Theaterstücke, Essays und sogar drei verfasste Romane. Einen Tag nach seinem 60. Geburtstag starb Vallotton am 29. Dezember 1925 in Paris.
Im Jahr 2013 ist der Dokumentarfilm Félix Vallotton, mit kühlem Pinselstrich. (OT: Félix Vallotton, la vie à distance.) von Juliette Cazanave als arte-Produktion erschienen.
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