Der Choreograf harmonischer Künste
Oskar Schlemmer wurde am 4. September 1888 in Stuttgart geboren. Er war Maler, Bildhauer und Bühnenbildner. Menschliche Figuren im Raum, vor allem in stereometrischer Darstellung und ineinandergreifende Figurengruppen stelle er mit Vorliebe dar.
Schlemmer besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule, die er aber nach einem Semester wieder verließ, um im Herbst 1906 an der Stuttgarter Akademie für Bildende Künste zu studieren. Dort lernte er auch seinen lebenslangen Freund Otto Meyer-Amden kennen sowie Willie Baumeister und Alf Bayrle. Mit Meyer-Amden besuchter er daraufhin die Meisterklasse der Kompositionsschule von Friedrich von Keller. Im Anschluss zog Schlemmer nach Berlin, wo er die Formenanalyse des Kubismus und die französische Avantgarde studierte. 1913 wurde er Meisterschüler bei Adolf Hölzel in Stuttgart, wo sich auch durch ein befreundetes Tänzerpaar seine Liebe zum Gestalten von Bühnenbildern entwickelte.
Im ersten Weltkrieg meldete sich Oskar Schlemmer freiwillig zum Wehrdienst, von dem er aber nach einer Verletzung wieder befreit wurde. Er widmete sich wieder der Malerei und gründete die Üecht-Gruppe, die sich für eine Reform des Kunstunterrichts einsetzte und für eine Berufung Paul Klees nach Stuttgart stark machte.
1920 heiratete Schlemmer Helena Tutein und bekam mit ihr drei Kinder. Im gleichen Jahr wurde er von Walter Gropius ins Bauhaus berufen, wo er die Leitung der Werkstatt für Wandbildmalerei übernahm, bevor er später zur Holz- und Steinbildhauerei überging (Formmeister). Nach der Übersiedelung des Bauhauses nach Dessau im Jahr 1925 übernahm Schlemmer auch die Abteilung Bauhausbühne als Leiter. In dieser Zeit entstanden Schlemmers Bauhaustänze, in denen jeweils ein bestimmtes Material und seine szenischen Möglichkeiten dargestellt wurden (z. B. Stäbetanz oder Reifentanz). Schlemmer etablierte das Unterrichtsfach „Der Mensch“ und übernahm viele Lehraufträge am Bauhaus, bis er es im Sommer 1929 verließ.
Schlemmers Stil und seine Motive waren vielfältig und der Abstraktionsgrad seiner Werke wandelte sich immer wieder. Seine puppen- und maskenhaften Darstellungen von Menschen interessierten ihn aber schon früh. 1916 erstellte er das Bild „Homo“, das als Grundfigur im Seitenprofil immer wieder in seinen Werken auftauchte. 1923 entstanden – inspiriert von der komplexen Bauhaus-Idee – Schlemmers berühmtesten Werke. Befreit von Beiwerk konzentrierten sich seine Bilder auf die figürliche Darstellung und die für Schlemmer bekannte Rückenansicht tauchte erstmals auf (Tischgesellschaft, 1923). Treppen- und Geländer-Motive entstanden erstmals 1931 (Gruppe am Geländer), auf denen Figuren sich rasterhaft, gestaffelt und überlagert mit der Struktur der Geländer rhythmisch verbinden. Das Geländer gilt auch psychologisch betrachtet als Stütze und Ordnungsgeber, Zweck der Disziplinierung und gilt als Gegensatz zu Chaos und Zerfall in den politischen Jahren der 1930er omnipräsent waren. „Wir brauchen Zahl, Maß und Gesetz als Wappnung und Rüstzeug, um nicht vom Chaos verschlungen zu werden“, habe Schlemmer einst gesagt. Das Werk Bauhaustreppe (1932) wurde zum Wahrzeichen der Jugendkult-Bewegung des 20. Jahrhunderts.
Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 begannen Oskar Schlemmers Jahre der geistigen Verdüsterung. Auch seine Bilder wurden dunkler und zeigten mit bedrohlichen Szenen seinen seelischen Zustand. Er starb mit 54 Jahren am 13. April 1943 in Baden-Baden.