Der Plakatmaler des Varieté Moulin Rouge
Graf Henri Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa wurde am 24. November 1864 in Albi, Südfrankreich geboren.
Henri stammte aus einer Adelsfamilie. Seine Eltern waren allerdings verwandt: der Vater heiratete seine Cousine erstes Grades, was bei dem kleinen Henri eine Erbkrankheit auslöste. Er litt unter den lysosomalen Enzymdefekt mit Osteosklerose des Skeletts (Pyknodysostose). Lautrec war daher kleinwüchsig und litt unter Knochenbrüchigkeit. Nichtsdestotrotz hatte er ein sorgenfreies Leben, wuchs verwöhnt auf und war sehr selbstbewusst und bestimmend.
Schon als kleines Kind nahm der begabte Franzose gerne Buntstifte zur Hand. Mit 14 Jahre widmete er sich der Malerei. Das war nicht nur seiner Begabung geschuldet, sondern auch seiner gesundheitlichen Probleme. Denn mehrere Brüche der Oberschenkel sowie lange Heilungsprozesse verhinderten seine Teilnahme an vielen sozialen Aktivitäten. So entschloss sich der junge Künstler zu werden. Er zeichnete gerne Tiere und Menschen, Jagd- und Reitszenen. Mit 14 Jahren zeichnete er die Skizze „A Woman and a Man on Horseback“.
1882 zog Toulouse-Lautrec von Albi nach Paris, wo er am 17. April 1882 in das Atelier des Pariser Modemalers Lèon Bonnat eintrat. Später wechselte er zum Atelier von Fernand Cormon, wo er Freundschaft mit den bekanntesten Malern schloss, unter anderem mit Émile Bernard und Vincent van Gogh. In deren Werken fand er Anregungen und Inspirationen. Der japanische Holzschnitt (Ukiyo-e-Drucke) beeinflussten ihn ebenso und prägten seinen Stil für Silhouetten, starke Umrisse und Farben.
1886 mietete Toulouse-Lautrec ein Atelier in der Rue Lepic, was einen Wendepunkt in seinem Leben darstellte. Seine Werke spiegelten sein schmutzig-verwegenes Leben mit realistisch-ungeschminkten Darstellungen der Realität und er stellte so die Bohème und Persönlichkeiten der französischen Belle Époque („schöne Epoche“) dar. Später widmete er eine ganze Serie, genannt „Elles“, dem Leben in einem Bordell. Seine Lieblingsmodelle waren: eine Prostituierte mit dem Spitznamen La Casque d'Or (Goldener Helm) im Gemälde „The Streetwalker“ (1892/94), Sängerin Yvette Guilbert im „Plakat Divan Japonais“ (1893) und Suzanne Valadon, die spätere Malerin, mit der Henri eine Liebesbeziehung hatte.
Er gehörte zu den Künstlern des Post-Impressionismus. Die Lithografie wurde zu seinem Steckenpferd. Der französische Maler und Grafiker wurde vor allem durch seine Plakate für das Pariser Varieté Moulin Rouge bekannt. Diese machten den Montmartre-Entertainer zu einem Prominenten und popularisierten das Medium der Werbelithographie. Mit seinen persönlichen und situativen Gemälden von Tänzerinnen, Besuchern der Pariser Nachtklubs und von Prostituierten enthülle Toulouse-Lautrec die Traurigkeit und Menschlichkeit hinter der Fassade.
Der französische Maler kompensierte seine genetische Behinderung mit Alkohol. Selbstironie, ein geradezu karikativer Kunststil und eine Faszination für periphere Gruppen der Gesellschaft werden heute auch auf das Leiden an seiner körperlichen Missbildung zurückgeführt.
Der bekannteste Plakatkünstler von Paris wurde als Mann im roten Schal und schwarzen Mantel berühmt. Sein Werk umfassen nicht nur Zeichnungen und Farblithografien, sondern auch zahlreiche Ölgemälde und Aquarelle. Sein letztes Bild „Admiral Viaud“ malte er am 20. August 1901.
Von Alkoholproblemen, Syphilis und Depressionen gezeichnet, starb Graf Henri Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa am 9. September 1901 mit gerade einmal 36 Jahren auf dem elterlichen Schloss Malromé.
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