Der Maler der Wölfe und des Schnees
Alfred von Wierusz-Kowalski wurde am 16.Oktober 1849 in Suwalken, Polen geboren. Er gilt als einer der Hauptvertreter der polnischen Malerei des 19. Jahrhunderts.
Seine Motive sind fesselnd, leuchtend und temperamentvoll. Sein Stil ist realistisch und detailreich, manchmal schockierend und grausam. Zu seinen Hauptthemen gehören: das Volksleben in Polen, Wölfe, Schnee, Jagdszenen, Pferdegespanne und Schlittenfahrten. Die Wölfe wurden zu seinem Lieblingsmotiven und haben einen starken Wiedererkennungswert in seinem Oeuvre.
Die Verbindung zu Wölfen entstand in der Kindheit des Malers. Alfred von Wierusz-Kowalski war mit seiner Familie auf einer Schlittenfahrt, als sie von Wölfen angegriffen wurden. Glücklicherweise konnten sie entkommen. Doch dieses Erlebnis prägte den Künstler nachhaltig. Aber auch viele andere Motive sind von Wierusz-Kowalskis Kindheit inspiriert. Als die Familie zum Beispiel nach Kalisch (im Zentrum Polens) zog und quer durch das Land fuhr, faszinierten den Künstler die winterlichen Landschaften und die Menschen auf dieser Reise.
Schneelandschaften stellte der Pole meisterhaft dar. Lichtreflexe und besondere Techniken wie grobe, grelle Farben, pastose Aufträge und Tonkontraste zeigten wie bravourös er die Textur von Schnee einfangen konnte. Die Figuren bildete er dynamisch, entweder voller Energie und Kraft oder stimmungsvoll und gedämpft ab.
Das kleine Städtchen Kalisz, in dem er aufwuchs, lag zwischen Seen und Wäldern. Das ländliche Leben war eher arm und dürftig. Dennoch, in diesem Milieu zeigte sich das Talent und der kleine Wierusz-Kowalski wurde für die Kunst sensibilisiert.
In Kalisz lernte er an einem Gymnasium und zeigte eine besondere Neigung zu Fächern wie Zeichnen und Kaligraphie. 1868 zog Alfred von Wierusz-Kowalski nach Warschau, wo er die Zeichenklasse besuchte. Er trat auch in das Atelier des begabten Malers Wojciech Gerson ein. 1869 ging Wierusz-Kowalski an die Akademie der Bildenden Künste in Dresden. Dort bekam er Zugang zu den bedeutendsten Werken der Welt von Rubens, Rembrandt und Dürer. Er bewunderte die Werke der Meister und ließ sich nachhaltig inspirieren.
1872 zog Wierusz-Kowalski zusammen mit seinem Künstlerkommilitonen Vaclav Brožik nach Prag, wo er als freischaffender Künstler arbeitete. Schon im Folgejahr, 1873 entschieden sich die beiden Männer dazu, nach München zu ziehen. Alfred von Wierusz-Kowalski schrieb sich an der Münchner Akademie der Bildenden Künste als Schüler des ungarischen Malers Alexander von Wagner ein. In München, wo er später auch sein eigenes Studio gründete, ließ sich Wierusz-Kowalski eine längere Zeit nieder.
Wierusz-Kowalskis erster Erfolg war 1873 die Aufnahme seines Werks „Powrót kwestarza“ („Die Rückkehr des Gabensammlers“) in die Wiener-Kunstausstellung.
Das Meisterwerk „Überfall von Wölfen“ – 10 m breit und 5 m hoch und heute ein berühmtes monumentales Werk – wurde schon zu Lebzeiten Wierusz-Kowalskis im alten Rathaus in München zugänglich gemacht. Es erhiehlt eine große Resonanz von der Presse und sogar von Mitgliedern der Regentenfamilie.
Alfred von Wierusz-Kowalski war an viele Ausstellungen in München, Polen, Paris, Wien, Berlin, Brüssel, Prag sowie in den Vereinigten Staaten beteiligt. 1892 wurde sein Gemälde „Wilki. W lutym na Litwie“ („Im Februar“) geehrt. Doch im Laufe der Zeit spürte er das nachlassende Interesse an seinen Arbeiten. Auf der Suche nach künstlerischen Inspirationen unternahm er 1903 eine Reise nach Nordafrika. Sein Stil bekam dadurch ganz neue Impulse. So sind viele arabisch-exotischen Szenen mit Beduinen und Moscheen entstanden.
Das Gefühl des verblassenden Ruhms verließ ihn aber nicht. Dazu kamen noch finanzielle Schwierigkeiten, die Krankheit seiner Frau Jadwiga und eine eigene künstlerische Krise. Alfred von Wierusz-Kowalski starb am 15. Februar 1915 im Alter von 65 Jahren in München. Seine Bilder wurden 1917 auf einer Auktion verkauft. Das übrige künstlerische Erbe wurde nach Polen gebracht.