Mit der Hingabe zur Detailgetreue
Jean-Étienne Liotard wurde am 22.Dezember 1702 in Genf geboren. Mit seiner Farbkreidemalerei und seinen Porträts prägte der Sohn eines Juweliers das Bild des Rokoko und gehört zu den bedeutendsten Malern der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die erste Ausbildung als Miniaturmaler absolvierte Liotard in Genf im Atelier von Daniel Gardelle. 1923 zog er nach Paris und war der Lehrling bei den Malern Jean-Baptiste Massé und François Lemoyne. Danach wurde er im Studio von Marquis Puysieux in Neapel aufgenommen.
1735 war Liotard in Rom tätig wo er Porträts von Papst Clemens XII und mehreren Kardinälen malte. Er reiste nach Wien, London, Venedig, London, Amsterdam, Lyon, Frankfurt wo er zahlreiche Aufträge für Porträts bekam. Unter seinen Kunden waren Kaiser, Prinzessinnen, Aristokraten und Vertreter aus den höchsten Kreisen. Er durfte Kaiser Franz Stephan von Lothringen, Maria Theresia und deren Kinder, Prinz und Prinzessin von Wales, König Ludwig XV und viele andere porträtieren. Schnell bekam er einen guten Ruf als Porträtist. Liotard hatte ein hervorragendes Auge für Details und Feinheiten, arbeitete subtil und detailgenau. Virtuos stellte er alle Merkmale und Besonderheiten jeder seiner Modelle zur Schau.
Auf seinen Reisen durch Italien, Griechenland und das Osmanische Reich war Liotard von dem orientalischen Ambiente inspiriert. Zu der Zeit entstanden Darstellungen von Menschen in türkischen Trachten und häusliche Szenen. In dieser Periode bekam er den Spitznamen "der türkische Maler". Die Lebensweise und Traditionen beeindruckten ihn so sehr, dass er seinen Aufenthalt ausdehnte. So blieb der Maler für fünf Jahre in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul.
Seine berühmtesten Werke ist „Das Schokoladenmädchen“. Seine Pastellzeichnungen mit Kreiden waren am Wiener und am französischen Hof besonders geschätzt. Dieser Stil war neben den Kupferstichen, seiner Glas- und Emaillemalerei Kennzeichen des künstlerischen Œuvre von Liotard. Durch realistische Texturen gelang es dem Schweizer sehr gut, reine und lebensechte Oberflächen zu erschaffen. Die Gesichter strahlen Lebendigkeit und Frische aus. Seine Technik bestand aus der Kombination von intensiver Farbe (damals war Blau in der Mode) und dem leichten Verwischen.
Jean-Étienne Liotard lebte und arbeitete in den größten europäischen Städten. Nach seinem langen Wanderleben, in 1758 ließ er sich für seine letzten 30 Lebensjahre aber in seiner Heimatstadt Genf nieder. Er reiste zwar trotzdem noch viel, der Mittelpunkt blieb dann aber in der Schweizer Hauptstadt, wo er 1789, im Alter von 86 Jahren starb. In seinen letzten Lebensjahren bevorzugte der Künstler Stillleben und Landschaften zu malen.
Liotard hinterließ auch viele Selbstporträts, die ihn als extravaganten, orientalisch gekleidet Mann mit langem Bart zeigen. Diese auffällige Kleidung war seinen Orientreisen zu verdanken.
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